26.10.2023 16.30 – 17.00 | Hörsaal Expo Plaza 2 |
Über die Rednerin:
Margit Kern ist seit 2012 Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg. (2011–2012 Professur für Kunstgeschichte Spaniens und Lateinamerikas am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin; 2009–2011 Juniorprofessur an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der religiösen Kunst der Frühen Neuzeit, Kunstgeschichte Lateinamerikas, Fotografiegeschichte sowie der Analyse von transkulturellen Aushandlungsprozessen in visuellen Kulturen. Das Projekt „Visual Scepticism. Towards an Aesthetic of Doubt“ unter ihrer Leitung wird im Rahmen des Programms Horizon 2020 als ERC Advanced Grant gefördert.
Über den Vortrag:
Nicht erst seit der bildwissenschaftlichen Wende der 90er Jahre steht die empirische Qualität des Bildes, die Rolle von Visualisierungen in der Wissensproduktion, außer Frage. Bilder machen Wissen nicht nur anschaulich, sondern sie greifen in die Wissensproduktion ein, verfügen aufgrund ihrer medialen Verfasstheit über die Potenz, eine spezifische Form von Erkenntnis anzustoßen. Diskurse liegen nicht nur in Texten vor, auch Bilder haben das Potential zu argumentieren. Ziel des Vortrags ist es, zwischen zwei Modi der Wissensproduktion zu differenzieren. Die Bildkritik soll der visuellen Skepsis gegenübergestellt, Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten diskutiert werden. Dabei gilt es etwa die normativen Grundlagen von Kritik in den Blick zu nehmen. Kritik fällt Urteile und erhebt Anspruch auf Gültigkeit. Diogenes Laertios hingegen schreibt der pyrrhonischen Skepsis zu, dass sie „immerfort prüft und niemals findet“. Wenn Positionen weder wahr noch falsch sind oder die Gleichwertigkeit widersprüchlicher Behauptungen postuliert wird, rückt nicht das Ergebnis der Reflexion, sondern das Erlebnis paradoxaler Konstellationen in den Vordergrund. Im Vortrag soll die These vertreten werden, dass beide Reflexionsformen nicht nur diskursiv ausagiert werden können, sondern vergleichbare Prozesse auch in Bildmedien zu beobachten sind. Hier spielt, so die These, vor allem auch die spezifische Materialität des Werks eine wichtige Rolle. Bildkritik macht häufig die Materialisierung als Setzung zum Ausgangspunkt einer Entgegnung, während visuelle Skepsis mit paradoxalen Strukturen operiert und auf der Gleichzeitigkeit widerstreitender ästhetischer Erfahrungen besteht.
26.10.2023
16.30 – 17.00
Hörsaal
Expo Plaza 2
Über die Rednerin:
Margit Kern ist seit 2012 Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Hamburg. (2011–2012 Professur für Kunstgeschichte Spaniens und Lateinamerikas am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin; 2009–2011 Juniorprofessur an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin). Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der religiösen Kunst der Frühen Neuzeit, Kunstgeschichte Lateinamerikas, Fotografiegeschichte sowie der Analyse von transkulturellen Aushandlungsprozessen in visuellen Kulturen. Das Projekt „Visual Scepticism. Towards an Aesthetic of Doubt“ unter ihrer Leitung wird im Rahmen des Programms Horizon 2020 als ERC Advanced Grant gefördert.
Über den Vortrag:
Nicht erst seit der bildwissenschaftlichen Wende der 90er Jahre steht die empirische Qualität des Bildes, die Rolle von Visualisierungen in der Wissensproduktion, außer Frage. Bilder machen Wissen nicht nur anschaulich, sondern sie greifen in die Wissensproduktion ein, verfügen aufgrund ihrer medialen Verfasstheit über die Potenz, eine spezifische Form von Erkenntnis anzustoßen. Diskurse liegen nicht nur in Texten vor, auch Bilder haben das Potential zu argumentieren. Ziel des Vortrags ist es, zwischen zwei Modi der Wissensproduktion zu differenzieren. Die Bildkritik soll der visuellen Skepsis gegenübergestellt, Unterschiede aber auch Gemeinsamkeiten diskutiert werden. Dabei gilt es etwa die normativen Grundlagen von Kritik in den Blick zu nehmen. Kritik fällt Urteile und erhebt Anspruch auf Gültigkeit. Diogenes Laertios hingegen schreibt der pyrrhonischen Skepsis zu, dass sie „immerfort prüft und niemals findet“. Wenn Positionen weder wahr noch falsch sind oder die Gleichwertigkeit widersprüchlicher Behauptungen postuliert wird, rückt nicht das Ergebnis der Reflexion, sondern das Erlebnis paradoxaler Konstellationen in den Vordergrund. Im Vortrag soll die These vertreten werden, dass beide Reflexionsformen nicht nur diskursiv ausagiert werden können, sondern vergleichbare Prozesse auch in Bildmedien zu beobachten sind. Hier spielt, so die These, vor allem auch die spezifische Materialität des Werks eine wichtige Rolle. Bildkritik macht häufig die Materialisierung als Setzung zum Ausgangspunkt einer Entgegnung, während visuelle Skepsis mit paradoxalen Strukturen operiert und auf der Gleichzeitigkeit widerstreitender ästhetischer Erfahrungen besteht.
Datenschutz & Impressum